Die Neun Pforten

Thriller, Spanien/Frankreich 1999, 132 Minuten, ab 16
Originaltitel: The Ninth Gate; Deutschlandstart: 16.12.99 (20th Century Fox); Regie: Roman Polanski; Produktion: Roman Polanski / Artisan Entertainment; Drehbuch: Roman Polanski, Arturo Perez-Reverte; Musik: Wojciech Kilar; Kamera: Darius Khondji; Ausstattung: Dean Tavoularis; Schnitt: Hervé de Luze; Kostüme: Anthony Powell; Make Up: Paul le Marinel, Liliane Rametta

mit Johnny Depp (Dean Corso), Lena Olin (Liana Telfer), Frank Langella (Boris Balkan), James Russo (Bernie), Emmanuelle Seigner (Das Mädchen), Barbara Jefford (Baronin Kessler), Jack Taylor (Victor Vargas), Jose Lopes Rodero (Pablo Ceniza / Pedro Ceniza), Toni Amoni (Lindas Bodyguard)

Internet Movie Database (de/us)
Offizielle Homepage (Fox de)


Plot#1: Dean Corso (Johnny Depp) ist Experte für alte Bücher, insbesondere für das Auffinden und Prüfen seltener Exemplare. Ein Kunde bittet ihn, die Echtheit seiner Neun Pforten ins Reich der Schatten nachzuweisen. Von dem Original dieses Buches, von dem nur noch drei Exemplare existieren, heißt es, dass man mit seiner Hilfe nach Lösen eines Rätsels den Teufel beschwören kann. Corsos Reise geht von New York nach Europa und wird von einer Reihe merkwürdiger Begegnungen und Todesfällen begleitet. Nach und nach kommt er dem Rätsel der neunten Pforte auf die Spur.

Kritik#1: Die neun Pforten ist ein sehr europäisch wirkender Film, der sich Zeit läßt, seine Geschichte und deren Charaktere zu entwickeln. Dean Corso ist ein Söldner, nicht sehr sympathisch, skrupellos und dennoch nimmt seine Suche den Zuschauer gefangen. Johnny Depp spielt die meiste Zeit sehr glaubwürdig; die angebliche Besessenheit von seiner Aufgabe am Ende des Films kommt allerdings nicht gut herüber.
Das Ende lässt einige Fragen offen, die Rolle mancher Charaktere wird nicht abschließend geklärt. Trotzdem wird Die neun Pforten nicht langweilig, wer allerdings Endzeit-Action erwartet, ist bei End of Days besser aufgehoben.

Fazit#1: 7 von 10 mysteriösen Begegnungen in blond.

Eva Starke
21.12.99

Plot#2: Dean Corso (Johnny Depp) ist ein Experte und Händler für seltene und alte Bücher, der (für Geld) zu allem bereit ist. Gerade diese Eigenschaft macht ihn für den schwerreichen Sammler Boris Balkan (Frank Langella) so interessant. Er beauftragt Corso, das Glanzstück seiner Sammlung okkulter Bücher, das Buch der Neun Pforten, auf seine Echtheit hin zu überprüfen. Bei der Suche stößt er dabei immer wieder auf ein mysteriöses Mädchen (Emmanuelle Seigner), die wie ein Schutzengel über ihn zu wachen scheint. Auf seiner Reise zu den letzten beiden verbliebenen Kopien des Buches kommt er dabei jedoch einem düsteren Geheimnis auf die Spur, in welches Luzifer selbst verwickelt zu sein scheint ...

Kritik#2: Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Roman Polanski ist sicherlich alles andere als ein unbeschriebenes Blatt im Filmgeschäft. Dabei bewegen sich seine Arbeiten stets auf der ganzen Breite zwischen Geniestreich und Geschmackssache. Wenn seine Filme jedoch eines gemein haben, dann dass sich dabei nie um Hollywood-Einheitsbrei handelt. Auch mit Die Neun Pforten ist Polanski wieder ein ungewöhnlicher und athmosphärisch äußerst dichter Thriller der Oberklasse gelungen. Der Streifen lebt von seiner stets präsenten faszinierenden Spannung, mit der man die schrittweisen Nachforschungen Dean Corso's verfolgt. Dabei setzt er nicht auf actiongeladene Schockeffekte oder filmerische Effekthascherei - die Szenen und Situationen selbst sind es, die die Spannung in sich tragen. Auch haftet ihm über den ganzen Film hinweg ein düsterer Grundton an, welcher ebenfalls völlig ohne Weltuntergangshysterie oder Milleniumshype sondern mit einem viel realeren, intensiveren Schauder auskommt.

Dabei verlangt der Film dem Zuschauer einiges an Konzentration ab. Die detailreiche Recherche über das Geheimnis des Buches birgt eine Vielzahl von leisen Hinweisungen und Andeutungen in sich, welche (erfreulicherweise) weder durch Dialoge noch Selbstgespräche erläutert werden und deren Verständnis somit ganz allein von der Auffassungsgabe des Betrachters abhängt. Auf diese Weise wandelt sich der Film über seinen Verlauf von der Suche nach den Neun Pforten zu einer Metapher über die Pforten selbst. Auch trotz oder gerade wegen des bestimmt nicht Hollywood-typischen Endes läßt der Streifen somit sehr viel Spielraum für Interpretationen und Gedanken, die sich vielleicht erst beim Gespräch eine halbe Stunde nach Ende des Filmes offenbaren.
Vor allem weckt dieser Film die Neugier auf das Buch, welches hinter ihm steht. Der spanische Journalist und Autor Arturo Pérez-Reverte lieferte die Romanvorlage El Club Dumas. Auch die faszinierende Filmmusik von Wojciech Kilar rundet das Gesamtwerk ab. Aber auch Hauptdarsteller Johnny Depp - einer der wenigen Tennie-Stars, die den Sprung in die ersthafte Schauspielerei geschafft haben - überzeugt durch seine Darstellung des Dean Corso und beweist einmal mehr sein Talent. Ein Publikumserfolg wird Die Neun Pforten jedoch sicherlich nicht werden; dafür ist er sowohl von der Machart her zu eigensinnig und eben nicht einem Popkornkino zugewand. Für Kinogänger, die jedoch auch außergewöhnlichen Filmen nicht abgeneigt sind und für die sich der wahre Thrill immernoch im eigenen Verstand und nicht in bunten Bildern abspielt, könnte sich dieser Film als die späte Überaschung des ausklingenden Jahres erweisen.

Fazit#2: Definitiv kein Film fuer jedermanns Geschmack, doch wer bereit ist, sich auf ihn einzulassen, wird mit einem kleinen Meisterwerk belohnt. Satte 9 von 10 weit geöffneten Pforten.

MRA
22.12.99

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462 Stimmen
Schnitt: 5
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch


Leser-Kommentare:
Daniel (20.06.12): Na ja habe soeben meine Seminararbeit über diesen Film gehalten... ich muss sagen er ist wirklich sehr tiefgründig und vielfältig interpretierbar und mann kann lange Zeit über das Gesehene nachgrübeln. Muss man gesehen haben
Enchi (12.09.07): Ich hab den Film heute gesehn... ich muss sagen einfach hammer ehrlich!!! Ich denke mal, das er am ende mit der frau schläft, (die meiner meinung nach der teufel höchstpersönlich bzw der gefallene engel lucifer ist das sie ihm ja auch hilft) weil die geschichte jetzt zuende ist... vielleicht zieht sie ihn damit auch nochmal völlig in den bann des satanismusses! Denn immerhin war Corso ja vorher einfach ein mann, der nicht an solchen humbug glaubte, sondern nur damit sein geld verdiente! Nochmal zurück zu dem gedanken an die frau =teufel... Als Corso die Frau im Zug antrifft, will sie ihm ja nicht ihren namen sagen, da sieht corso ihre grünen augen ( wahrscheinlich grad wieder verändert) und signalisiert möglicherweise damit, das er "denkt" sie sei der teufel höchstpersönlich....(was teufel mit grünen augen zu tun hat... keine Ahnung!)
D'Artagnan (21.04.04): Also ich muss einem alten Eintrag von Galahad zustimmen: Wer den Film noch nicht gesehen hat soll sich "Der Club Dumas" antun. Habe mir das Buch vor Monaten gekauft,nachdem ich G. Rezession gelesen hatte und muss sagen: Shit warum hab ich das net zuerst gelesen....auf jeden Fall sehr fesselnd und um noch mal zu klugscheissern: Es heisst schöne Bälger nicht schöne Gören ;-)
hd (03.01.04): Ein wirklich genialer Film. Nichts für Koma-Trinker. Die hätten den Religionsunterricht wohl doch nicht schwänzen sollen. Aber erstaunlich: Gibt es 'mal kein Ende nach Hollywood-Manier, kommen die Leute ins schleudern. Kompliment auch an galahad. In diesem Forum einer der wenigen, die den Film verstanden haben.
NtK (25.12.03): Wo gibts denn diese Holzschnitte im Netz??
Robert (19.12.03): Also ich kann hier allen, die positives über den Film schreiben nur zustimmen. ABER DIESER SCHLUSS WAS IST DENN DAS NUN? Ist die Tante mit den grünen Augen vielleicht der Teufel? Deshalb der Sex, wegen Satans Kind und so? Oder macht Depp nen Packt mit dem Teufel oder was? Aber sonst: Sehr gut! Als ich ihn sag war absoluter Orkan und Schnee und Graupelterror, das hat die Stimmung im dunklem Zimmer nochmal richtig gepusht! Wer will, kann mir ja mailen um sich mit mir über den Film auszutauschen!
angellupo (18.12.03): also, der film war atmosphärisch dicht und stimmig und somit für mich auch spannend, wenn man wie so oft ausblendet wie der Film im Kino auf großer leinwand und im dunklen wirken würde... die Musik einfach passend und großartig... das Ende , naja ist doch schön wenn man was zum nachdenken hat außerdem ihr könnt mir mal das ende von polanskis rosmaries baby erklären und das ist ein kultfilm- vielleicht wird dieser auch einer- viele werden sich den film ein weiteres mal ansehen weil sie glauben sie hätten eine versteckte Botschaft ??? übersehen, aber wer weiß vielleicht ist es ja auch so..
vivien (15.12.03): ich verstehe nicht wieso man denn film nicht verstehen kann! klar das ende war sehr verwirrend,aber man sich doch sehr gut vorstellen was passiert. und wenn man den ganzen film nicht verstanden hat, ist die frage überflüßig "was passiert am ende"!!! denn das hilft ein dann auch nicht weiter.
Marc (15.12.03): Ich nehme an, alle haben den Film am 14.12.03 auf Pro 7 gesenen...nur das kann alle die plötzlichen Einträge erklären :-). Also, der Film war genial....aber den schluss habe ich nicht verstanden. Was sollte der Sex am schluss, verwirrung oder hat das was mit der Fliegenden Braut gebärt ein Stants-sohn zu tun..oder liege ich voll daneben. ?
vivien (15.12.03): der film ist sehr schön,obwohl ich sagen muss das der bestimmt kick gefehlt hat. jonny hat gut gespielt. was ich aber auch sagen muss ich mir der schluß nicht gefallen hat,er hat einfach zu viel offen gelassen! aber erlich gesagt wenn ich jetzt noch mal über den film nachdenke,interessiert mich das buch und die ganzen zeichnungen mehr. und es wäre echt toll sowas mal zu lesen.
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