Drama, USA 2002, 166 Minuten, ab 16
Originaltitel: Gangs of New York; Deutschlandstart: 20.02.2003 (20th Century Fox); Regie: Martin Scorsese; Produzenten: Alberto Grimaldi, Harvey Weinstein; Drehbuch: Jay Cocks, Steven Zaillian, Kenneth Lonergan; Musik: Howard Shore; Kamera: Michael Ballhaus; Effekte: Bruce Steinheimer; Ausstattung: Dante Ferretti; Schnitt: Thelma Shoonmaker; Kostüme: Sandy Powell; Make Up: Manlio Rocchetti; Stunts: George A. Aguilar

mit Leonardo DiCaprio (Amsterdam Vallon), Daniel Day-Lewis (Bill "The Butcher" Cutting), Cameron Diaz (Jenny Everdeane), Jim Broadbent (Boss Tweed), John C. Reilly (Happy Jack), Henry Thomas (Johnny Sirocco), Liam Neeson (Priest Vallon), Brendan Gleeson (Walter "Monk" McGinn), Gary Lewis (McGloin), Stephen Graham (Shang), Eddie Marsan (Killoran), Alec McCowen (Reverend Raleigh), David Hemmings (Mr. Schermerhorn), Larry Gilliard jr. (Jimmy Spoils), Cara Seymour (Hell-Cat Maggie), Roger Ashton-Griffiths (P. T. Barnum), Peter Hugo Daly (One-Armed Priest)

Internet Movie Database (de/us)
Offizielle Homepage (20th Century Fox de)

Ich habe den letzten ehrbaren Mann vor 16 Jahren getötet, aber seitdem... Priest und ich, wir hatten dieselben Prinzipien. Nur der Glaube hat uns beide getrennt. - The Butcher

Plot #1: New York in der Mitte des 19. Jahrhunderts: Die Banden der "Natives" und der "Dead Rabbits" kämpfen um die Vorherrschaft in den Straßen. Bei der entscheidenden Schlacht tötet der Anführer der Natives, Bill "The Butcher" Cuttings (Daniel Day-Lewis), seinen großen Gegner, Priester Vallon (Liam Neeson), Anführer der Rabbits. Dessen Sohn muss die Niederlage und Ermordung hautnah miterleben. 16 Jahre später kehrt er (Leonardo DiCaprio) nach New York zurück. Auf Rache sinnend schleust er sich langsam, aber stetig in die Organisation Cuttings ein, bis er sogar zu dessen Teilhaber aufsteigt. Doch dann wird er verraten und es steht plötzlich nicht nur mehr sein Racheplan sondern auch sein Leben und seine Liebe zu der gewitzten Taschendiebin Jenny (Cameron Diaz) auf dem Spiel.

Kritik #1: Nach über 20jähriger Planung setzte Martin Scorsese (Casino, Taxi Driver) das Epos um die Anfänge New Yorks opulent und mit großem Aufwand um.
Schon zu Beginn zeigt er dabei die Entschlossenheit der beiden Anführer, die beide mit Format und Ehre für die selbe Sache Kämpfen, dabei jedoch durch ihren Glauben getrennt werden. Im Gegensatz dazu ihre Mitstreiter, allen voran Vallons Männer: Diese sind eher Opportunisten, die weniger für ihre Überzeugung, als vielmehr für bare Münze und am Ende für sich selbst kämpfen. Jahre später haben sie dann fast alle ihren Platz in Cuttings Organisation gefunden und sind abhängig von ihr. Im Verlauf des Films wird dann auch klar, dass Cutting zwar hart und skrupellos ist, jedoch durch sein Verständnis für Ehre und vor Allem durch seinen andauernden Respekt für seinen einzig jemals ebenbürtigen Gegner (Vallon) nicht als der klassisch Böse betrachtet werden kann.
Für Robert DeNiro wäre dies wahrscheinlich eine Paraderolle gewesen, aber Daniel Day - Lewis verschafft Cutting ebenfalls einen glanzvollen Auftritt.

DiCaprio kann nach Catch Me If You Can ebenfalls ein weiteres Mal überzeugen als der Newcomer, der (hier von Rache getrieben) sich beim Feind einnistet, um seine Schwächen kennenzulernen und ihn im richtigen Moment vor den Augen aller ins Herz zu stechen. Das Schöne an der Rolle ist, dass er dabei glaubhaft den jugendlichen Aufsteigers mit starkem Herz und Willen verkörpert, der seine Gegner weniger mit "schlagkräftigen Argumenten", als vielmehr mit Köpfchen überwindet. Cameron Diaz dagegen hat zwar eine ganz nette Rolle als abgebrühte Taschendiebin, entwickelt sich allerdings nicht und bleibt so bei dem Part des hübschen Mädels, dass sich in den Helden des Films verliebt und schließlich mit ihm ins Happy End abzieht...
Alles in allem ist Gangs of New York ein durchaus gelungener Film, der sich nicht nur auf einen einfachen Plot wie die Ausübung von Rache oder Gut gegen Böse beschränkt, sondern vielmehr die politischen Entwicklungen als roten Faden benutzt und dabei die Konflikte der Hauptfiguren als Rahmenhandlung nutzt.
Herausragend sind dabei auch die Kamera von Michael Ballhaus (in deren Genuss wir ja auch schon bei früheren Scorsese-Filmen kamen) sowie Howard Shores untermalender Score.
Einziger Stolperstein: Ins Ende dieses monumentalen Film platzt kurz vorm Abspann U2s Song The Hands that Built America und zerstört damit leider ein wenig die Athmosphäre, mit der der Abspann nun ausklingen könnte und man denkt sich mehr oder weniger "Hä? Was soll denn das jetzt?"

Fazit #1: Der Film hält, was der Trailer versprochen und an Erwartungen geweckt hat. Umgehauen hat er mich aber trotzdem nicht. Dafür fehlte irgendwas. Dennoch 8 von 10 blutbefleckten Messern

Gangs of New York wurde im Jahr 2003 10fach Oscar nominiert: Bester Hauptdarsteller (Daniel Day-Lewis), Beste Ausstattung, Beste Regie, Bester Schnitt, Beste Kostüme, Bester Song, Bester Sound, Bester Film, Beste Kamera und Bestes Original-Drehbuch.

Nikolas Mimkes
20.02.2003

Plot #2: Amerika Mitte des 19ten Jahrhunderts. Eine Schwemme an Einwanderern überflutet die amerikanische Metropole New York. Die nationalistisch gesinnte Gang "Natives“ unter der Führung des gewalttätigen Bill "The Butcher“ Cutting (Daniel Day Lewis) hat es sich zur Aufgabe gemacht IHR Amerika von der Einwanderer-Seuche zu befreien. Das hat zu Folge dass sich auch unter den Einwanderern Gangs bilden, die wiederum gegen die Natives rebellieren. Die "Dead Rabbits“ eine irische Gang zieht gegen Cutting in den Krieg, was nicht ohne Folgen bleibt, denn der Butcher massakriert den Anführer der Rabbits Priest Vallon (Liam Neeson) vor den Augen seines Sohnes. Der Kleine wächst in einer Erziehungsanstalt auf, und auf dem Weg zum Erwachsenen wächst sein Überlebenswille ebenso wie sein Hass auf Cutting. Als junger Mann trifft Amsterdam Vallon (Leonardo DiCaprio) wieder auf den Mörder seines Vaters. Er schleust sich in Cuttings Gang ein, wird von ihm angenommen und auf gewisse Weise adoptiert. Doch Amsterdam kennt nur ein Ziel: Vergeltung für seinen toten Vater zu suchen.

Kritik #2: Kaum zu glauben, dass Regisseur Martin Scorsese (Wie ein wilder Stier, Kap der Angst, Taxi Driver - alle mit DeNiro) gut 30 Jahre gebraucht hat, um seinen Traum von Gangs of New York zu verwirklichen. Er las die Romanvorlage von Herbert Asbury schon 1970 und bereits seit Taxi Driver (1977) bastelte er im Geiste an dem Filmstoff herum und buhlte um die Gunst von Autoren und Produzenten. Das Skript wurde angefangen und wieder verworfen, die Autoren gaben sich gegenseitig die Klinke in die Hand, ebenso die diversen Produzenten. Robert DeNiro empfahl Scorsese Leonardo DiCaprio für die Hauptrolle zu verpflichten (beide drehten This Boys Life) und dieser sagt bereits 1999 zu. Im Herbst 2000 starteten die Dreharbeiten zu Gangs of New York mit einem Budget von 97 Mio. Dollar mit Leonardo DiCaprio, Cameron Diaz und dem lange leinwandabstinenten Daniel Day Lewis. Der komplette und originalgetreue Nachbau des Sets, sowie Kostüme, Gagen für Unmengen von Statisten und diverse Verzögerungen während des Drehs sollen jedoch wesentlich mehr als 97 Millionen verschlungen haben. Das Drehbuch wird noch während der Filmaufnahmen mehrmals umgeschrieben. Es ist von Streitereien zwischen Regisseur und Produzenten die Rede, von offenen Auseinandersetzung am Set. Die Presse gibt dem ganzen den Rest. Scorsese kämpft um seinen Traum. - Ein Jahr später ist der Rohschnitt fertig: drei Stunden und vierzig Minuten. - Alle stöhnen auf: zu lang, zu zäh, zu bildgewaltig, zu gewalttätig und dann auch noch der 11. September. - Wir können doch keine korrupten Feuerwehrmänner im Film zeigen, das sind doch jetzt Helden. - Szene um Szene wurde gekürzt, hier und dort herumgeschnitten, noch im Sommer 2002 werden mehrere Endversionen des Films nachgedreht. Das endgültige Produkt läuft jetzt in unseren Kinos mit einer zuschauertauglichen Gesamtlänge von zwei Stunden und dreißig Minuten.

Es sei gleich vorweg gesagt: Der Film hat seine Längen und für den 08/15-Zuschauer werden diese Längen teilweise einer Tortur gleichkommen. Der Film erzählt in farbenprächtigen, opulenten und oft sehr anschaulichen Bildern das Leben in den Ghettos von New York. Der Zuschauer geleitet Vallon auf seinem Weg, aber das Ziel dieses Weges geht im Laufe des Films irgendwie verloren. Er will Rache an dem Mörder seines Vaters nehmen, aber die Art wie er diese Rache vorbereitet ist oft nicht wirklich nachvollziehbar. Man fragt sich als Zuschauer: Würde ich so handeln, wäre ich Vallon? Und die Antwort darauf ist definitiv: Nein! An manchen Stellen des Films fällt es schwer sich mit Vallon zu identifizieren, an anderen wiederum nicht, was nicht zuletzt Leonardo DiCaprios intensivem Spiel zu verdanken ist. Seine Verzweiflung, sein Hass, seine Wut, seine Hilflosigkeit kommen sehr gut zum Ausdruck. Daniel Day Lewis spielt Cutting gewohnt solide. Ein Mann der dem Wahn des Patriotismus verfallen ist und bis in den Tod nach Ehre strebt, immer am Rande des Wahnsinns stehend. Seine Figur wirkt abstoßend und das soll auch so sein, denn der Zuschauer wünscht ihm schon bald den Tod. Der politische Hintergrund der damaligen amerikanischen Epoche zieht sich wie ein roter Faden durch den Film und steht sozusagen als Rückendeckung für Amsterdams Rachefeldzug zur Verfügung. Für mich persönlich war es eine Wohltat zu sehen, dass die sogenannten "Amerikaner“ hier endlich mal die Bösen sind, ebenso wie ihr vermeintlicher Patriotismus. - Danke Martin Scorsese!!! Die Kameraführung möchte ich besonders hervorheben, denn sie macht den Film wirklich sehenswert. Michael Ballhaus lässt die opulente Ausstattung lebendig werden und das hat mir sehr über die besonders langatmige Stelle nach der ersten Hälfte des Films hinweggeholfen. Es werden einem so viele optische Eindrücke vermittelt, dass man immer was zu gucken hat. Gleichwohl gibt es grausame Schnitte im Film, die das Szenario teilweise sehr verstümmeln, besonders in der letzten halben Stunde des Films. Man hat das Gefühl, es werden Dinge ungeklärt gelassen, Handlungen begonnen aber nicht zu Ende geführt, wodurch die Motivation der (Haupt-)Charaktere leiden. Ein Directors Cut wäre hier sehr wünschenswert. Die musikalische Begleitung ist oft auch alles andere als ertragbar und zerrt mit schrillen Tönen und viel zu lauten Trommeln an den Nerven der Zuschauer. Alles in allem wirkt Gangs of New York wie der verzweifelte Versuch ein Vierstunden-Epos in einen 08/15-Film zu verwandeln und dieser Versuch ist zweifelsohne gescheitert.

Fazit #2: Gute Schauspieler bemühen sich in einem bildgewaltigen, opulenten Werk. Sehenswert der Umsetzung und Ausstattung wegen. Wer pure Action oder einen Film über Bandenkriege sehen will: Finger weg! Meine Empfehlung: Directors Cut auf DVD ansehen! 7 von 10 St. Michael Amulette

Sandra Plich
23.02.2003

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878 Stimmen
Schnitt: 5.1
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Ivonne (02.11.05): Meine Meinung zu diesem "Streifen ":Er ist übermäßig brutal und mal wieder einer dieser Filme, um den im Vorfeld zuviel Wirbel gemacht wurde. Ein Meisterwerk sieht für mich anders aus. 2 von 10 Kerben auf der Keule
Dominik (25.10.03): Naja, nach dem zweiten Sehen...ein Meisterwerk find ich jetzt auch nicht mehr, der Film ist halt beim ersten Sehen ein echter Schalg ins Gesicht, visuell gesehen. Vieles hat Brillianz, aber hier und da hakt es schon. Kein Vergleich zu GoodFellas oder Taxi Driver, trotzdem guter Film!
Frank (10.09.03): Geile Kampfszenen. Endlich mal ungeschönte Gewalt. Nix Kung-Fu, nix Matrix, Streetfight in Reinkultur. Brutaler als Bravehart. Den Mist dazwischen, warum und wieso hät man weglassen können.
Chris (08.07.03): Jetzt weiß ich, warum Scorsese keinen Oscar bekam. Der Film verliert sich am Ende in dem Zweikampf und Kanonenbeschuß. War sicher so gewollt, hatte aber nichts mehr mit den Gangs zu tun. Als ich dachte, DiCaprio rüstet seine Gang zum Kampf, war das bereits geschehen und es kam zum Finale. Also: Viel zu lang und die angentwicklung hätte besser herauskommen müssen. Day Lewis war allerdings Klasse. 7 von 10 Butcher.
Juliana Haber (18.05.03): Ich will niemandem in seinen Job reinreden, aber die Kritiker hier haben meiner Meinung nach überhaupt keine Ahnung. Dieser Film ist einfach nur 3 stundenlang Gemetzel und dass gibt es momentan finde ich schon genug!!! Dieser Film hat absolut nicht mehr als 3 von 10 Punkten verdient.
Merlin (01.03.03): Also, ich kann mir nicht helfen, aber der Film unterläuft meiner Ansicht nach die Erwartungen gar nicht, sondern langweilt eben WEIL die filmische Narration so herkömmlich ist und die Forderungen so öde bedient. Zum EPISCHEN THEATER: wo ist der Zusammenhang zwischen den opulenten und vollgestopften Bildern des Film und dem epischen Theater, wo das Heraustreten aus der Rolle, der Bruch durch markierte Metatexte... also ich weiß nicht...
Dominik (28.02.03): @Sandra: Warum Scorsese keine Dokumentation gedreht hat? Ich denke, er wollte all das, was er zu dem Thema zu sagen hat, in einem Spielfilm sagen. Da ist ja auch nichts einzuwenden, zumal Spielfilme ja nicht festgelegten Konventionen in Bezug auf Story oder Figuren folgen müssen. Ich finde, man muß da einfach offen sein. Was deine Einwände anbetrifft: Ich kann gar nicht sagen, ob Scorsese wirklich nicht wollte, daß der Zuschauer sich identifiziert, aber er wollte die herkömmliche Identifizierung mit einem positiven Hauptcharakter (so wie in einem 08/15-Streifen etwa) unterlaufen, und am effektvollsten funktioniert so etwas natürlich, wenn man vordergründig erst einmal so etwas wie einen Grundkonflikt bietet, dann jedoch im weiteren Verlauf andere Prioritäten setzt und in dieser Hinsicht sicher den Zuschauererwartungen und auch -wünschen entgegenläuft. Das ist aber legitim, finde ich. Was die Brecht-Sache betrifft. Es gibt in einem so komplexen und reichen Film wie diesem nicht DIE richtige Lesart, daß war nur meine Interpretation, aber wenn man beispielsweise als Kunststudent die (einzelnen Szenen zugrundeliegenden) Gemälde aus zurückliegenden Jahrhunderten erkennt, ist das natürlich ein persönlicher Gewinn am Film. Was man jedoch meiner Meinung nach auf keinen Fall verlangen darf ist, daß der Regisseur (zumal bei einem anspruchsvollen Film) all das, was er einbringt, an den zu erwartenden Zuschauermöglichkeiten oder Zuschauererwartungen ausrichtet (was natürlich z.B. bei Testscreenings der Fall ist). Was das Rachedrama anbetrifft, so steht gerade am Ende, als der Zuschauer die finale Schlacht erwartet, plötzlich ein ganz anderer Komplex im Mittelpunkt, nämlich das Eingreifen des Militärs. In diesem Moment läuft z.B. ein Elefant durch die Szenerie und unterstreicht das surreale Sujet. Eine herkömmliche Auflösung eines Rachekonflikts sieht doch ganz anders aus, oder?
JoelCoen (28.02.03): Martin Scorseses Film ist ein Meisterwerk der Optik, die den Schauspielern kaum Platz bietet,ihre Stärken auszuspielen.Allenvoran Cameron Diaz wirkt in ihrer Rolle als Jenny mehr als fehlbesetzt.Daniel Day-Lewis hingegen zeigt von allen Darstellern die beste Leistung und somit ein großartiges Comeback.Das beste am Film ist ohne jeglichen Zweifel die virtuose Leistung Michael Ballhauses,der die Kulissen optisch atemberaubend in Szene setzt.Scorsese setzt seinen Stempel der Regie obendrauf.
Sandra Plich (27.02.03): @Dominik: Als Kritiker sollen wir einen Film nach den Kriterien bewerten, wie er auf uns wirkt. Wenn ich als Regisseur einen Film drehe, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass alle Welt meinen persönlichen Bezug zu Bertholt Brecht kennt. Meiner Meinung nach wirkt ein Film erst dann, wenn man sich als Zuschauer mit irgendeiner Charaktere idenifizieren kann, wenn man Ihre Handlung folgen kann. Auf mich persönlich hat ein Film keine Wirkung, wenn ich nur Zuschauer bleiben muss, wenn ich nicht in den Film eintauchen und daran teilhaben kann. Dies war nur zum Teil der Fall, das mag sicherlich auch an einer falschen Erwartungshaltung gelegen haben, was wiederum daran lag, dass diese Erwartungshaltung gefördert wurde. Mir ist schon klar, dass der Film einen historischen Hintergrund hat und diesen auch entsprechend hervorheben möchte, aber das kann ich auch ohne das ich den Zuschauer auf Distanz halte. Im übrigen endet der Film sehr wohl als persönliches Rachedrama. Also wenn Scorsese nicht wollte, dass der Zuschauer sich identifiziert warum hat er dann Hauptcharaktere erschaffen und diese mit einem persönlichen Konflikt ausgestattet, warum hat der keine Dokumentation gedreht?
Dominik (27.02.03): Ich glaube, gerade nachdem ich auch die zweite Kritik auf dieser Seite gelesen habe, daß das wesentliche Problem vieler Leute an einer falschen Erwartungshaltung dem Film gegenüber liegt. Klar wird der Film in der Werbung als opulentes Mainstream-Rache-Liebe-Drama verkauft, aber das ist er nun einmal nicht. Klar, die Handlungsstränge fallen auseinander, klar, man kann sich nicht gut in den Protagonisten hineinversetzen, klar, die gesamte Szenerie wirkt nicht realistisch...Nur: dies alles ist beabsichtigt, dies alles hat seinen Zweck. Ich habe vor einiger Zeit etwas über die starke Faszination von Bertold Brecht auf Scorsese gelesen, und wenn man sich diesen Film anschaut, sorgfältig anschaut, dann wird man erkennen können, daß Scorsese in wesentlichen Punkten an einer Umsetzung von Brechts Forderungen an das epische Theater gelegen war. Das heißt, daß keine Identifikation erwünscht ist, daß ein Verfremdungseffekt erzielt wird (durch das gesamte Albtraumambiente), daß der Zuschauer sich NICHT aufsaugen lassen soll von einer konventionellen, runden Story, daß er auf Distanz gehalten werden soll, und zwar zu dem Zweck, auf dahinter liegende und angedeutete größere Fragestellunegn aufmerksdam zu machen wie die sozialen Gegebenheiten, wie die Unterdrücklung durch Herrschaftsverhältnisse (der amerik. Bürgerkrieg ist doch ständig mitzudenken). Der Film ist nicht NUR das, aber zu einem großen Teil. Der Film ist nicht 08/15, aber er will es auch nicht sein. Zur Länge: Scorsese sagt, es wird keinen Directoprs Cut geben, weil dies der Directors Cut ist.
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