Meschugge

Thriller, Deutschland 1999, 107 Minuten, ab 12
Originaltitel: Meschugge; Regie: Dani Levy; Produzenten: Stefan Arndt, Dani Levy (X-Filme); Drehbuch: Maria Schrader, Dani Levy; Musik: Niki Reiser; Kamera: Carl F. Koschnick; Ausstattung: Volker Schaefer, Teresa Mastropierro; Schnitt: Sabine Hoffmann, Dani Levy, Ueli Christen; Ton: Raoul Gras
mit Maria Schrader (Lena Katz), Dani Levy (David Fish), David Strathairn (Charles Kaminski), Nicole Heesters (Lenas Mutter), Jeffrey Wright (Win), Lukas Ammann (Eliah Goldberg), Paul Butler (Lieutenant Lynch), Lynn Cohen (Davids Mutter)
Internet Movie Database (us)


Plot: Eine alte Frau liegt leblos im Flur eines New Yorker Hotels. Die Polizei geht von einem Unfall aus. - Doch die näheren Umstände bleiben rätselhaft.
David Fish (Dani Levy), der Sohn der Toten, versucht mit Hilfe des undurchsichtigen Anwalts Kaminski (David Strathairn) das Rätsel zu klären. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie immer wieder auf die deutsche Set-Designerin Lena Katz (Maria Schrader), die die Tote im Hotel gefunden hat. Dabei wachsen nicht nur die Verdachtsmomente des Anwalts gegenüber Lena, sondern auch die erotische Spannung zwischen Lena und David.
Zerrissen zwischen ihren eigenen Gefühlen, der Vergangenheit ihrer jüdischen Familien in der Nazi-Zeit und den tragischen Umständen des Todesfalles, geraten Lena und David in eine Position, in der Liebe und Leidenschaft keine Chance zu haben scheinen.

Kritik!? Meschugge möchte nach Angaben des Regisseur und Hauptdarstellers Dani Levy in erster Linie kein politischer Film sein, sondern ein Thriller, der breitere Bevölkerungsschichten anspricht, als übliche Holocaust-Filme. Besonders im Blick sollen dabei die MTV-Generation und ihre Rezeptions-Gewohnheiten sein.
Natürlich ist Meschugge doch ein politischer Film, der sich gerade durch seine Intentionen zwischen alle Stühle setzt.
Meschugge ist politisch, Meschugge ist ein Thriller, Meschugge ist eine Liebesgeschichte. Fast zu viel für einen (deutschen) Film:

Von den "Wächtern" über die "korrekte" Behandlung des Themas Judenvernichtung im Film muß sich das Kreativduo Levy-Schrader vorwerfen lassen, daß sie entpolitisieren und zugunsten des eingängigen Plots vereinfachen.
Von den Freunden des guten Thrills kommt der Einwand, daß Meschugge oft dem eigenen Plot nicht vertraut. An den entscheidenden Stellen wirkt der Film unentschlossen, zu konstruiert, um wirklich zu fesseln. Zum Teil ist der Grund dafür sicher in der langen Entstehungsgeschichte des Films zu suchen. Zunächst war das Drehbuch von Schrader/Levy eigentlich als Parabel auf modernes jüdisches Leben gedacht, voller Mythen und Metaphern. Der Krimi-Plot kam erst sehr viel später in der soundsovielten Drehbuchversion hinzu.
Zur Liebesgeschichte zwischen David und Lena bleibt zu sagen, das sie angesichts der Ereignisse nicht besonders glaubhaft erscheint. - Aber welche Lovestory ist das schon.
Bei einem deutschen Film besonders hervorzuheben bleibt noch, daß sowohl das eingesetzte Material, der Schnitt und die Musikuntermalung mit großen internationalen Produktionen mithalten können. Der für Deutschland sonst übliche hausbackene Charme entfällt. Die Schauspielbesetzung mit nicht ganz so glatten Gesichtern, hebt den Film wohltuend von Hollywood-Dutzendware ab.

Fazit: Ein interessanter Film, aber nicht der große Wurf. 6 von 10 Pigmentflecken

Olaf Scheel
16.03.99

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