Zero Dark Thirty
Drama / Action, USA 2012, 157 Minuten, ab 16, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: Zero Dark Thirty; Deutschlandstart: 31.01.2013 (Universal); Regie: Kathryn Bigelow; Produktion: Kathryn Bigelow, Mark Boal u.a.; Drehbuch: Mark Boal; Musik: Alexandre Desplat; Kamera: Greig Fraser; Schnitt: William Goldenberg, Dylan Tichenor

mit Jason Clarke (Dan), Reda Kateb (Ammar), Jessica Chastain (Maya), Kyle Chandler (Joseph Bradley), Jennifer Ehle (Jessica), Harold Perrineau (Jack), Jeremy Strong (Thomas), J.J. Kandel (J.J.) u.a.

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Ist Sie für den harten Stoff nicht 'n bisschen zu jung? - Washington sagt, sie ist ein Killer. - Agentin Maja tritt ihren Dienst an.

Plot: Basierend auf Interviews mit Militärs und CIA-Angehörigen, die an der Jagd auf Osama bin Laden beteiligt waren, rollt Zero Dark Thirty die jahrelange Suche nach dem Topterroristen der Al Qaida anhand der fiktiven Geschichte der CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain) auf, die zwei Jahre nach den Terroranschlägen von 9/11 nach Pakistan kommt, um sich einem Ermittlungsteam anzuschließen, das in geheimen Gefängnissen Gefangene unter anderem mit der berüchtigten Waterboarding-Methode foltert.
Ebenso ehrgeizig wie anpassungsfähig, behauptet sich die toughe Maya innerhalb der von Männern dominierten Welt des CIA und beweist analytischen Scharfsinn. Im Gegensatz zu ihren Kollegen vermutet sie, dass bin Laden sich nicht mehr im afghanischen Hindukuschgebirge aufhält, sondern sich in einer Großstadt versteckt, wo er eine geeignete Infrastruktur und bessere Kommunikationswege vorfindet. Auch wenn sie damit richtig liegt, folgen noch Jahre voller Rückschläge und ins Leere laufende Ermittlungen, bis sich eine heiße Spur ergibt: Der mutmaßliche Kurier bin Ladens führt die Ermittler zu einem mit hohen Mauern abgeschotteten Anwesen inmitten der pakistanischen Stadt Abbottabad. Nach monatelanger Recherche, die keinen endgültigen Aufschluss über einen Aufenthalt bin Ladens auf dem Gelände gibt, erteilt der US-Präsident schließlich den Befehl zu einem nächtlichen Überfall durch ein Exekutionskommando der Navy Seals.

Kritik: Zero Dark Thirty, das neue Werk von US-Regisseurin Kathryn Bigelow (Oscar für The Hurt Locker) ist zwar aufgrund einer Vielzahl von Kritikerpreisen einer der meistprämierten Filme des Jahres, hat zugleich jedoch durch seine Darstellung der Foltermethoden des CIA vor allem in den USA für eine erhitzte Kontroverse gesorgt. Drei Senatoren forderten eine Klarstellung der Produzenten, die Auffindung bin Ladens sei keineswegs durch Folter zustande gekommen, während einige Mitglieder der Oscar-Jury öffentlich zu einem Boykott des Films aufriefen, da er Folter legitimiere (dabei erweisen sich die in den Folterszenen erzwungenen Aussagen im Film als widersprüchlich und wenig hilfreich, etwa im Zusammenhang mit dem nicht verhinderten Anschlag auf die Londoner Innenstadt im Juli 2005).

Ein wesentlicher Grund für die Irritationen liegt meiner Meinung nach darin begründet, dass der Film durchweg im Duktus unterkühlter Sachlichkeit erzählt ist, der jede Emotionalisierung oder Stellungnahme vermeidet und den Zuschauer auffordert, sich selbst ein Urteil zu bilden. Zero Dark Thirty wirkt in seinem quasi-dokumentarischen, distanzierten Stil, der mich an einen anderen, ebenfalls erstklassigen Film über den Terrorismus erinnert – Carlos von Olivier Assayas, sehr streng, bisweilen auch kaltblütig. Aber genau diese Kaltblütigkeit macht auf der inhaltlichen Ebene die Arbeit der CIA-Agenten aus, die keinesfalls als strahlende Helden, sondern als komplexe, problematische Charaktere gezeigt werden.
So ist die von Jessica Chastain klasse gespielte Protagonistin ebenfalls keine Heldin, auch wenn sie sich als Außenseiterin durchboxen muss und weniger auf Gewalt denn auf Instinkt und Intellekt setzt. Von unbändigem Ehrgeiz getrieben, ist sie eher eine einsame Getriebene, die sich ihrem anfänglichen Unbehagen zum Trotz schon bald mit den Foltermethoden ihrer Abteilung arrangiert. Wie sie am Schreibtisch sitzend die Videoaufnahmen der Verhöre auf brauchbare Hinweise untersucht und dabei genervt ist, dass so wenige Informationen dabei herausspringen, kommt mir fast unweigerlich Hannah Arendts Ausspruch über die Banalität des Bösen in den Sinn. Die Guten, die Helden, es kann sie nicht geben in einer Geschichte über die CIA und die Terrorbekämpfung der jüngeren Vergangenheit.
Selbst das furios inszenierte Finale des Films, die nächtliche Erstürmung von bin Ladens Anwesen, gerät nicht zu einem spektakulären amerikanischen Triumphzug. So befriedigend es ist, den Drahtzieher von 9/11 aus dem Weg geräumt zu haben, Kathryn Bigelow verliert nicht den Blick auf das Leid, das mit dem Überfall der Navy Seals verbunden ist, auf die traumatisierten Kinder, die ihre toten Eltern beweinen, auf eine unbewaffnete Ehefrau, die in dem Durcheinander mit erschossen wird. Bei Zero Dark Thirty macht sich jeder die Hände schmutzig. Großes Kino!

Fazit: Furios inszeniertes, streitbares und zum Nachdenken anregendes Doku-Action-Drama über die blutige Jagd auf bin Laden: 9 von 10 routinierte Grausamkeiten!

Dominik Rose
03.02.2013

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459 Stimmen
Schnitt: 5
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Leser-Kommentare:
Steffen (03.03.13): Was den Film so großartig macht, ist die realistische Darstellung. Hier kann ich lediglich auf hohen Niveau meckern: Wieso ist das Verhalten der Protagonistin so zwanghaft? (Würde die Bindung des Zuschauers stärken.) Was motiviert die Islamisten zum Terror? (Weniger schwarz-weiß Malerei) Folter als Mittel zur Aufklärung? (Was aber wenn der Verdächtige unschuldig ist?) - Das wären aber die i-Tüpfelchen gewesen. [b]9 von 10 übersehene Informationen[/b]
Olaf (28.02.13): Die letzte Stunde mit der sehr realistisch erscheinenden Erstürmung von Bin Ladens Anwesen gehört zu dem spannendsten, was ich in den letzten Jahren im Kino gesehen habe.
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