No Country for Old Men
Drama/Thriller, USA 2007, 122 Minuten, ab 16, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: No Country for Old Men; Deutschlandstart: 28.02.2008 (Paramount); Regie: Ethan Coen, Joel Coen; Produktion: Joel und Ethan Coen u.a.; Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen nach dem Roman von Cormac McCarthy; Musik: Carter Burwell; Kamera: Roger Deakins; Schnitt: Joel und Ethan Coen

mit Tommy Lee Jones (Ed Tom Bell), Javier Bardem (Anton Chigurh), Josh Brolin (Llewelyn Moss), Woody Harrelson (Carson Wells), Kelly Macdonald (Carla Jean Moss), Garret Dillahunt (Wendell), Tess Harper (Loretta Bell), Barry Corbin (Ellis), Rodger Boyce (Sheriff El Paso), Beth Grant (Carla Jeans Mutter) u.a.

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Wenn ich nicht zurückkomme, sag Mutter, ich liebe sie. - Deine Mutter ist tot, Llewelyn. - ... Na dann sag ich's ihr selber. - Llewelyn geht doch nochmal los, um etwas "total bescheuertes" zu erledigen.

Plot: Drei hartgesottene Männer, die schon einiges an Elend gesehen haben, stehen im Zentrum einer zunächst klassisch anmutenden Katz und Maus-Verfolgungsgeschichte, die durch eine weite, einsame Landschaft führt. Wir schreiben das Jahr 1980: Als Llewelyn Moss (Josh Brolin), ein pensionierter Schweißer und Vietnam-Veteran, bei der Antilopenjagd im texanischen Niemandsland auf die apokalyptische Szenerie eines fehlgeschlagenen Drogendeals – ausgebrannte Fahrzeuge, tote Wachhunde, eine Gruppe mexikanischer Leichen, viel Blut – trifft, folgt er einer spontanen Eingebung und nimmt einen prall gefüllten Drogengeld-Koffer an sich. Schließlich hat er daheim eine Frau (Kelly Macdonald), der er gern ein besseres Leben bieten würde.
Zu dumm nur, dass er den Fehler begeht, des Nachts an den Tatort zurückzukehren, wo bereits eine Gruppe aufgebrachter mexikanischer Gangster auf ihn wartet. Und es kommt noch viel schlimmer, auch ein äußerst bizarrer, psychopathischer Serienkiller, der bis ans Herz eiskalte Anton Chigurh (absolut brillant: Javier Bardem), ist ihm auf den Fersen. So weit Moss auch flieht, bis über die mexikanische Grenze, der wahnsinnige Chigurh kommt ihm verteufelter Weise immer näher.
Währenddessen versucht Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones), der melancholische, amtsmüde Sheriff des Ortes, dem blutigen Treiben, das immer weitere Kreise zieht und neue Opfer fordert, ein Ende zu bereiten. Doch welche Chancen hat er? Dies ist nicht nur kein Land für alte Männer, sondern ein Land, in dem ganz allgemein gilt: entweder töten oder getötet werden.

Kritik: Wie eine klassische Gangstergeschichte sieht No Country for Old Men nur am Anfang aus. Ein bizarres Gemetzel, ein verlockender Geldkoffer, eine fatale Entscheidung und ein anschließender Kampf um Leben und Tod. Der neue Film der Coen-Brüder ist eigentlich kein Neo-Western, wie in vielen Kritiken behauptet, sondern eine gekonnte Hommage an jene düsteren Noir-Thriller, die vor allem in den vierziger Jahren sehr populär in Hollywood waren.

Typische Zutaten sind die abgebrühten Charaktere, eine überall durchscheinende pessimistische Weltsicht und die überaus lakonische Erzählweise, die oft ziemlich schwarzhumorig daherkommt. Eine düstere Komödie ist No Country for Old Men trotz alldem nicht, es dominiert eher ein melancholischer Blick auf die Einsamkeit der Figuren und die bedrohliche Stille, die sie umgibt inmitten der weiten, trostlosen Gegend. Der Film treibt seine Story in einer energiegeladenen, beunruhigenden Weise voran, die bei ein paar Längen in der zweiten Hälfte doch genügend überraschende Wendungen parat hält, um für den Zuschauer unberechenbar zu bleiben. Auf eine klassische Auflösung, ein finales Duell in Western-Manier läuft der Film, das ist bald klar, nicht hinaus.
No Country for Old Men ist in seiner virtuosen Mischung aus lakonischer Abgebrühtheit, melancholischer Wehmut und augenzwinkernder Ironie ein Bravourstück filmischer Erzählkunst. Die Coen-Brüder haben seit Fargo keinen derart gekonnten und vielschichtigen Film gedreht. Zwar hätte es für mich die spät auftauchende Figur des Detektivs Carson Wells (Woody Harrelson) nicht gebraucht, auch wenn sie in Cormac McCarthys Romanvorlage vorkommen mag, da sie der Geschichte keine originelle Facette hinzufügt, abgesehen davon strotzt der Film vor lebhaften, hervorragend gespielten Charakteren, außer den großartigen Leistungen der Hauptdarsteller Tommy Lee Jones und Josh Brolin etwa ein verängstigter Tankstellenbesitzer oder eine zeternde Schwiegermutter. Aus all den starken schauspielerischen Leistungen ragt jedoch Javier Bardem als schwarzer Todesengel heraus, eine gruselige Rolle, die vermutlich noch über viele Jahre hinweg zitierfähig und in den Erinnerungen der Kinofans verhaftet bleiben wird, vergleichbar in ihrer mythischen Ausstrahlung vielleicht mit einem anderen schillernden Bösewicht, Anthony Hopkins´ Hannibal Lecter aus Das Schweigen der Lämmer.

Fazit: Lakonische Film Noir-Hommage mit faszinierenden Charakteren, einigen überraschenden Wendungen und einem grandios gespielten Psychokiller par excellence: 9 von 10 Begegnungen mit einem pneumatischen Bolzenschussgerät!

Bei den Academy Awards 2008 erhielt No Country for Old Men vier Oscars, unter anderem für den besten Film und die beste Regie.

Dominik Rose
02.03.2008

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590 Stimmen
Schnitt: 4.8
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Leser-Kommentare:
Jerry (26.01.09): Ist das wirklich ein Film für "Cineasten"? Ich würde eher sagen: Wie schon "Kill Bill" ist das eher ein Film für Fanboys sprich für Leute die einen Film toll finden schon allein weil er von einem bestimmten Regisseur kommt. Nein, mich hat "No country for old men" nicht überzeugt. Ich mag ja an sich auch etwas schräge oder lakonische Filme aber dieser hier war mir dann doch eine Nummer zu langsam oder besser langweilig. Und was den Schluss angeht: naja, vielleicht bin ich einfach zu dumm oder ich war zu müde oder schon zu gelangweilt vom Vorlauf aber der Sinn dieses Endes hat sich mir ehrlich gesagt nict erschlossen. Und ich habe ehrlich gesagt keine Lust nach Ende des Films erst noch ne Stunde auf IMDB zu recherchieren um rauszufinden, ob das Ende nun toll war oder nicht. Von mir daher nur 6 von 10 bar Druck auf der Pressluftflasche
zb (30.03.08): Obwohl ich mich nicht als Otto-Normal-Kinogänger verstehe, hält sich doch meine Begeisterung in Grenzen. 7 von 10 glücksbringende Münzen
Sebastian (16.03.08): Ich kann Dominik und Sandras Aussagen nur zustimmen!
Klasse Film! Aber nur für Leute zu empfehlen, die Cineasten sind oder die gerne sperrige Filme bzw. Filme, die unkonventionell gemacht sind, sehen wollen. Dem "Otto-Normal-Kinogänger" wird der Film, denke ich mal, nicht so zusagen und das Ende schon gar nicht!
Ich fand's rundum gelungen und gebe auch 9 von 10 an der Grenze gekauften Jacken

Dominik (15.03.08): @Sandra: Wenn wir zwei einen Film gleichermaßen gut finden, dann muss er schon SEHR gut sein...;-)
Sandra (11.03.08): Wieder ist ein Film gekommen, den Dominik und ich beide gleichermaßen gut finden - haben wir ja nicht so oft ;-) Kann mich der Kritik zu 100% anschließen. Obwohl es sich um einen sehr "stillen" Film handelt, in dem oft geredet und mindestens ebenso oft geschwiegen wird, ist er spannend gemacht und hervorragend gespielt. Allen voran Josh Brolin und Javier Bardem. Bei vielen der lakonischen Dialoge musste ich unwillkürlich an Tarantino denken, was als Kompliment zu verstehen ist. Das Ende des Films ist wohl eher gewöhnungsbedürftig, fügt sich aber ins große Ganze wie die Faust aufs Auge. Ich gebe 9 von 10 Grundrißzeichnungen für Motels
ScorsScozz (03.03.08): ich mach es kurz: absolute Weltklasse. Ein Muß für alle Coen Fans.10 Punkte von mir.
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