Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
Drama/Western, USA 2007, 156 Minuten, ab 12, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford; Deutschlandstart: 25.10.2007 (Warner Bros.); Regie: Andrew Dominik; Produktion: Brad Pitt, Ridley Scott u.a.; Drehbuch: Andrew Dominik nach dem Roman von Ron Hansen; Musik: Nick Cave, Warren Ellis; Kamera: Roger Deakins; Schnitt: Curtiss Clayton, Dylan Tichenor

mit Brad Pitt (Jesse James), Mary-Louise Parker (Zee James), Brooklynn Proulx (Mary James), Dustin Bollinger (Tim James), Casey Affleck (Robert Ford), Sam Rockwell (Charley Ford), Jeremy Renner (Wood Hite), Sam Shepard (Frank James), Garret Dillahunt (Ed Miller), Paul Schneider (Dick Liddil) u.a.

Filmplakat
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Früher konnte sich keiner an Jesse James ranschleichen. - Jetzt, denkst du, ist das anders? - Ohne deine Colts habe ich dich auch noch nie gesehen. - Ich versteh's nicht. Willst du so sein wie ich? Oder willst du ich sein? - Was will Robert von Jesse?

Plot: Von der ursprünglichen Bande um den bekanntesten und meist gesuchten Banditen im Wilden Westen, Jesse James (Brad Pitt), existiert nur noch sein Bruder Frank (Sam Shepard). Als sich dieser nach einem letzten Zugüberfall auch noch von ihm trennt, muss Jesse sich nur noch mit neuen Leuten umgeben, was ihm, als extrem misstrauischen und sich immer auf der Flucht befindenden Mann, gar nicht gefällt. Doch ihm bleibt nichts anderes übrig. Zu seinen neuen Leuten gehören auch die Frank-Brüder, von denen sich der jüngste Bruder, Robert (Casey Affleck), besonders stark an Jesse heranmacht, da er Jesse wie ein Idol verehrt und so sein will, wie er. Jesses Bandenmitglieder werden aber immer weniger, da sie festgenommen werden oder anderweitig auf der Strecke bleiben. Schließlich vertraut Jesse nur noch den Ford Brüdern Robert und Charley (Sam Rockwell), was sich letztlich als folgenschwerer Fehler herausstellt...

Kritik: Jesse James ist wohl eine der bekanntesten und glorifiziertesten Figuren der US-Geschichte. Eigentlich ein Bandit, Räuber und Mörder im Wilden Westen Ende des 19. Jahrhunderts, ist James durch geschickte Darstellung und Politisierung durch einige Leute zur mythischen Legende hochstilisiert worden. Heute gilt er immer noch als eine Art Robin Hood, was aber zum größten Teil falsch ist.
Das verfälschte, mythische Bild von Jesse James und seinem Mörder Robert Ford in der Öffentlichkeit wurde über die Jahrzehnte immer wieder von tollen, glorifizierenden Filmen unterstützt. Doch mit Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford zeigt uns der Neuseeländer Andrew Dominik nun ein etwas realistischeres Bild von beiden Männern, indem er sich nüchtern und auf psychologische Weise dem Thema nähert. So ist der Film dann auch nicht zu einem der üblichen Western mit Banküberfällen, Duellen und Schießereien geworden, sondern mehr ein psychologisches, schwermütiges Drama in einer Westernlandschaft. Und das ist dann auch noch künstlerisch wertvoll inszeniert. Fans von klassischen Western sind hier also völlig fehl am Platze, es sei denn, sie interessieren sich sehr für das Thema „Jesse James“.
Andrew Dominik, der auch das Drehbuch geschrieben hat, inszeniert den ganzen Film mit viel Liebe zum Detail, besonders in der Ausstattung. Dabei lässt er sich viel Zeit für lange Kameraeinstellungen, künstlerisch wertvolle Bilder und ausgiebige Dialoge zwischen den Darstellern. Das verleiht dem Film nicht gerade Tempo und besonders im ersten Drittel ist es schon hart, sich voll auf den Film einzulassen, denn von mitreißender Spannung ist da keine Spur.

Aber dann wird der Film immer besser, nachdem man sich erstmal an seine Art gewöhnt hat und die Schauspieler ihr Können richtig unter Beweis stellen. Besonders Brad Pitt und Casey Affleck liefern hier eine besonders beeindruckende Leistung ab. Pitt wurde dafür bei den Filmfestspielen in Venedig bereits mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet. Die Darsteller tragen den ganzen Film und lassen es in 160 Minuten nie wirklich langweilig oder uninteressant werden und am Ende ist man sogar tatsächlich überrascht, dass die Zeit schon vorüber ist. Die Bilder von Kameramann Roger Deakins sind sowieso überwältigend und ebenfalls ein klarer Pluspunkt des Films. Der Score von Nick Cave und Warren Ellis ist hingegen sehr zwiespältig, da er in meinen Augen zwischen einerseits sehr nervigem, bedeutungsschwangerem Geklimper und Gefiedel und andererseits wirklich tollen Stücken hin und her pendelt.
Wer dialoglastige, psychologische Dramen mag, ist bei diesem Film auf jeden Fall gut aufgehoben. Der Regisseur hätte dabei allerdings den einen oder anderen Dialog weglassen oder zumindest kürzen können. Gleiches gilt für einige künstlerische Bilder. Dafür hätte er dann etwas mehr Action einarbeiten können. Das hätte mehr Tempo gebracht und würde nicht nur die Fans des künstlerisch wertvollen Programmkinos ansprechen. Ich kann dem ja einiges abgewinnen, aber das Gros der Zuschauer bestimmt nicht, was man auch an dem ziemlich leeren Kinosaal gemerkt hat. So wird der Film trotz seiner sehr guter Qualität mit Sicherheit nicht zum Kassenschlager werden. Das war bestimmt auch mit ein Grund dafür, dass die Veröffentlichung des Films so lange verschoben wurde.
Zumindest bekommt der interessierte Zuschauer, anders als bei den meisten anderen Filmen über Jesse James, hier endlich mal eine realistischere Darstellung der beiden Figuren geboten, die auch die psychologischen Hinter- und Beweggründe aufzeigt. Allerdings hätte Dominik das bei Jesse James genauso intensiv wie bei Robert Ford machen sollen/müssen.

Fazit: Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford ist ein Film, der wirklich nur für Fans von anspruchsvollen, dialoglastigen und künstlerisch wertvollen Dramen geeignet ist, oder für diejenigen, die das Thema interessiert. Er ist sehr langatmig und elegisch inszeniert, ohne aber langweilig zu sein, was hauptsächlich an der sehr guten Darstellung der beiden Protagonisten liegt, und rückt dabei die beiden häufig falsch dargestellten Figuren in ein realistischeres Licht. Knappe 7 von 10 verstaubten Bildern.

Sebastian Schwarzr
28.10.2007

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