Kinsey - Die Wahrheit über Sex
Drama, USA/Deutschland 2004, 119 Minuten, ab 12
Originaltitel: Kinsey; Deutschlandstart: 24.03.2005 (20th Century Fox); Regie: Bill Condon; Produktion: Gail Mutrux, Francis Ford Coppola u.a.; Drehbuch: Bill Condon; Musik: Carter Burwell; Kamera: Frederick Elmes; Schnitt: Virginia Katz

mit Liam Neeson (Alfred Kinsey), Laura Linney (Clara McMillen), Chris O'Donnell (Wardell Pomeroy), Peter Sarsgaard (Clyde Martin), Timothy Hutton (Paul Gebhard), John Lithgow (Alfred Seguine Kinsey), Tim Curry (Thurman Rice), Oliver Platt (Herman Wells), Dylan Baker (Alan Gregg), Julianne Nicholson (Alice Martin), William Sadler (Kenneth Braun), John McMartin (Huntington Hartford), Veronica Cartwright (Sara Kinsey), Kathleen Chalfant (Barbara Merkle), Heather Goldenhersh (Martha Pomeroy)

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (20th Century Fox )
Trailer (20th Century Fox )
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Professor Prok Kinsey mit seiner späteren Frau Clara. Auch Professor Kinsey muss erst angelernt werden. Kinsey bei einem Interview für seine Studie. Kinsey und sein studentisches Team.

Al, erzähl uns doch mal, was du gerade tust. - Naja... - Erspar dir die Mühe, Al. Sie versteht es ohnehin nicht. Sie ist ja nur vier Jahre zur Schule gegangen. ... - Ich studiere die Gallwespen, Mam. Ich habe mehr als 100.000 gesammelt. Aber das ist nur ein Bruchteil aller Arten, die es gibt. Ich will aber... - Zehn Jahre höhere Bildung und er sammelt immer noch Insekten. - Alfred Kinsey zu Besuch bei seinen Eltern.

Plot: Als Kind wird Alfred C. Kinsey (Liam Neeson) von seinem dominanten, puritanischen Vater (John Lithgow) tyrannisiert. Fanatisch predigt dieser gegen alles, was seiner Meinung nach Sitte und Anstand verletzt. - Beim Reißverschluss, der den 'schnellen Zugriff' ermöglicht angefangen.
Jahrelang durch Krankheiten geschwächt studiert er schließlich Biologie und Physik und promoviert in Harvard. Danach landet er als Professor an der Universität von Indiana und wird Experte für die Gallwespe, einem Insekt, das erstaunliche genetische Vielfalt zeigt. Er sammelt unermüdlich 10.000 Exemplare.
Der weltfremde seltsame Mann taut erst in der Ehe mit seiner Ex-Studentin Clara McMillen (Laura Linney - hierfür Oscar nominiert) etwas auf. Sie ist ein Freigeist und hätte ihm beinahe einen Korb gegeben, da sie ihn für 'kirchlich' hält.
In einer Sprechstunde wird der beliebte Professor dann mit den "Ehe-Problemen" eines verheirateten Studentenpaares konfrontiert. Dies wird zu einem Schlüsselerlebnis: Er kann die Fragen der Studenten nicht beantworten, weil wissenschaftliche Erkenntnisse über Sexualität vollständig fehlen und nur durch moralische Einstellungen verfälscht Vorurteile existieren.
Mit Hilfe eines engagierten Teams beginnt er eine wissenschaftliche Studie über die menschliche Sexualität. Nachdem er über 18.000 Interviews geführt und akribisch ausgewertet hat, löst er mit der 1948 veröffentlichten Studie "Das sexuelle Verhalten des Mannes" eine sexuelle Revolution aus...

Kritik: Im Mittelpunkt dieses Biopic von Bill Condon steht der namensgebene Alfred C. Kinsey (1894-1956), der berühmteste Sexualforscher der Welt. In den 40er Jahren war seine Studie ein Schock für das puritanische Amerika, das seinen Bürgern - besonders den Jugendlichen - einzureden versuchte, dass Sex etwas schmutziges und außer zum Kinder Kriegen schädlich sei. Der Kinsey-Report zeigte dann, dass trotz aller gesellschaftlichen Normen mehr als 70% der Männer vorehelichen Sex hatten, 50% der Ehemänner Affären, 92% sich selbst befriedigten und mehr als 37% homosexuelle Erfahrungen gemacht hatten. In einer Gesellschaft, die Jugendlichen beibringt, dass Masturbation das Rückenmark zerstört, waren dies Feststellungen, die einer Revolution glichen. Allerdings wurde sein fünf Jahre später nachfolgendes Werk über das Sexualverhalten der Frau nicht mehr positiv aufgenommen - es war definitiv nicht gesellschaftsfähig. Der Forscher starb resigniert im frühen Alter von 62 Jahren.
Im Mittelpunkt des Filmes steht aber nicht nur die gesellschaftliche Bedeutung des Kinsey-Reports, sondern vor allem auch der Wissenschaftler und Mensch Kinsey, dem sich Condon auf feinfühlige sensible Art nähert. Er wird dargestellt als vom Wissensdurst angetriebener Besessener, der seine Berufung gefunden hat, unermüdlich Daten sammelt, aber etwas naiv die gesellschaftlichen Auswirkungen seiner Erkenntnisse unterschätzt. Inszeniert wird das ganze mit einem unterschwelligen Humor, der Kinsey zu einem angenehm zu konsumierenden Film macht, der trotzdem etwas zu sagen hat.
Denn natürlich kann es kaum ein Zufall sein, dass Kinsey gerade zu einer Zeit in die (amerikanischen) Kinos kommt, in der die Bush-Administration in vieler (auch in sexueller) Hinsicht die neopuritanische Wende zu vollziehen versucht. Insofern kann man ihm eine aufklärerische Botschaft unterstellen.

Fazit: Unterhaltsames Biopic über den "Erfinder" der Missionarsstellung (zumindest der Bezeichnung), dessen Inhalte auch im Amerika von heute noch hohe Wellen schlagen können. 8 von 10 unveröffentlichte Studien.

Olaf Scheel
23.02.2005

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Schnitt: 4.9
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Leser-Kommentare:
Dominik (04.04.05): @ Sandra, Sebastian: Hallelujah, der Sex führt doch tatsächlich ALLE zusammen, auch uns!!
Sebastian (31.03.05): Auch ich stimme mit Dominik mal vollständig überein! Das sollte man rot im Kalender anstreichen! ;-)
Ansonsten stimme ich Sandras und Olafs Aussagen komplett zu und kann dem nichts mehr hinzufügen außer: Unbedingt ansehen!
9 von 10 außerehelichen Sexerlebnissen

Sandra (31.03.05): Dominik und ich sind mal einer Meinung - das ich das noch erleben darf ;-) "Kinsey" ist eine sehr gut gespielte Biographie und in jeder Hinsicht unterhaltsam, eben durch den bereits angesprochenen unterschwellig angelegten Humor. Der Film zeigt Kinsey als besessenen Wissenschaftler der den Weg zur sexuellen Aufklärung bereitet ohne die Figur zu glorifizieren. Liam Neeson spielt gewohnt gut, besonders beeindruckt hat mich jedoch Laura Linney, die ich als Kinseys Ehefrau durchaus als herausragend bezeichnen möchte. Vielleicht würden wir alle noch immer im sexuellen Mittelalter leben, hätte er seine Studien nicht geführt und auch veröffentlicht. Einmal mehr zeigt der Film wie Kinsey als Wissenschaftler über sein Ziel hinausschießt indem er auch seine Freunde und sogar seine Frau als Mittel zum Zweck einsetzt dabei aber übersieht, dass er es hier mit Menschen und nicht mit Gallwespen zu tun hat. Unterhaltsame, sehenswerte Biographie mit einer 1A Darstellerriege. 9 von 10 geführten Interviews
Dominik (27.03.05): Klasse Film, unbedingt sehenswert! Der Film verheimlicht nichts, glorifiziert Kinsey aber auch nicht, sondern zeigt ihn als komplexe Persönlichkeit. Schauspielerisch ohnehin großartig, neben Liam Neeson und Laura Linney vor allem Peter Sarsgaard als Kinseys Geliebter. Macht Spaß, der Film! 9 von 10 Mal sündiger Hausfrauensex im Mittleren Westen!
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