Unterwegs nach Cold Mountain
Drama, USA 2003, 154 Minuten, ab 12, Prädikat: wertvoll
Originaltitel: Cold Mountain; Deutschlandstart: 19.02.2004 (Buena Vista International); Regie: Anthony Minghella; Produktion: Albert Berger, William Horberg, Bob Osher, Sydney Pollack; Drehbuch: Anthony Minghella nach dem Roman von Chares Frazier; Musik: Gabriel Yared; Kamera: John Seale; Schnitt: Walter Murch; Kostüme: Carlo Poggioli, Ann Roth

mit Jude Law (W.P. Inman), Nicole Kidman (Ada Monroe), Renée Zellweger (Ruby Thewes), Eileen Atkins (Maddy), Brendan Gleeson (Stobrod Thewes), Philip Seymour Hoffman (Veasey), Natalie Portman (Sara), Giovanni Ribisi (Junior), Donald Sutherland (Reverend Monroe), Ray Winstone (Teague), Kathy Baker (Sally Swanger), James Gammon (Esco Swanger), Charlie Hunnam (Bosie), Jack White (Georgia), Ethan Suplee (Pangle)

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Inman (Jude Law), Ada Monroe (Nicole Kidman) und Reverend Monroe (Donald Sutherland). Eine Szene aus dem Bürgerkrieg. Inman (Jude Law) unterwegs nach Cold Mountain. Renée Zellweger (Ruby Thewes) und Ada Monroe (Nicole Kidman).

Lieber Mr. Inman. Seit Sie fort sind, wurde die Zeit bei uns in bitteren Kapiteln gemessen. Letzten Herbst ist mein armer Vater gestorben. Unsere Farm liegt brach. Jeder hier in der Gegend hat eine große Tragödie zu beklagen. Und ständig diese Angst, von neuen Gefallenen zu erfahren, und zu hören, wer nicht zurückkehren wird aus diesem schrecklichen Krieg. Und keine Nachricht von Ihnen. Leben Sie noch? Ich bete zu Gott, dass es so ist. - Ada schreibt einen Brief an Inman

Plot: Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits die Romane Der englische Patient von Michael Ondaatje und Der talentierte Mr. Ripley von Patricia Highsmith für die große Leinwand adaptiert hat, versucht sich Regisseur und Drehbuchautor Anthony Minghella mit Cold Mountain erneut an einer recht komplexen Vorlage: Der Film, nach einem Bestseller von Charles Frazier, spielt in den Zeiten des amerikanischen Sezessionskrieges, also in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, und erzählt die Geschichte einer Liebe und einer Heimkehr (entfernt angelehnt an Odysseus Heimkehr in Homers Odyssee).
Ada (Nicole Kidman) und Inman (Jude Law) lernen sich - so erzählt der Film in episodenhaften Rückblicken - kurz vor Ausbruch des Krieges in Cold Mountain, einem verschlafenen Nest in den Bergen North Carolinas, kennen und verlieben sich. Die Erinnerung an jene verstohlenen Momente mit Ada ist es, die Inman dazu anspornt, nicht nur den harten Kriegsalltag zu überstehen, sondern vielmehr quasi die Flinte ins Korn zu schmeißen, zu desertieren und den langen beschwerlichen Weg zurück in die idyllische Heimat zur ausharrenden Geliebten auf sich zu nehmen. Ada hat es derweil zuhaus auf der heimischen Farm auch nicht leicht, zumal nachdem ihr Vater, der Dorfpfarrer, nach einem gemeinsamen Tee im pittoresken Garten - bei einsetzendem Regen - hinfortschied.
Als die kecke, tatkräftige Ruby (Renée Zellweger) auftaucht und Ada bei der Feldarbeit rund ums Haus unterstützt, ist eine Wende zum Erträglichen zu erhoffen. Währenddessen ist Inman weiterhin auf dem (wirklich sehr langen) Weg nach Hause, wird zwischendurch gefangengenommen, kann fliehen, wird verwundet, von einer Art Hippie-Kräuterhexe in ihrem Waldhäuschen gesund gepflegt, und noch manches mehr geschieht bis zum großen Crescendo der Gefühle…

Kritik: Es gibt in Cold Mountain durchaus einige Episoden, herausgelöst aus dem epischen Ganzen, die in gewisser Weise Anteilnahme erzeugen oder auch grotesk komisch sind. Hier sei vor allem die Begegnung Inmans mit einem… nunja, „vom Weg der Tugend abgekommenen“ Priester (Philip Seymour Hoffman) genannt. Hoffman spielt die Figur mit dem nötigen Sinn für Ironie und schrägem Humor, als ahnte er, dass der Zuschauer dies zwischendurch einmal sehr nötig haben könnte. Eine andere Episode, die Inman mit einer verwitweten jungen Mutter (Natalie Portman) zusammenbringt, ist auch nicht uninteressant und verdient Aufmerksamkeit.
Was die beiden Begegnungen und diverses andere, was sich so zuträgt in Cold Mountain und Umgebung, mit dem Gesamtwerk zu tun haben, ist eine andere, kompliziertere Frage. Der Film zerfällt in seine bruchstückhaften Einzelteile, ohne dass von einem homogenen Gefüge die Rede sein könnte.
Wer hofft, die Liebesgeschichte wäre der Leim, der alles zusammenhält, sieht sich konfrontiert mit einer tragikschwangeren Blickes vor sich hin musizierenden Nicole Kidman (geschmackvoll ins goldne Licht der auf dem Klavierflügel plazierten Kerze getaucht) und einer Reihe recht schwülstiger, im Jungmädchen-Poesiealbum-Stil verfasster Briefe an den fernen Geliebten, zu allem Übel auch noch stets im Off-Kommentar vorgetragen. Eine Filmleidenschaft darf nicht nur behauptet sein, sie muss sich dem Zuschauer glaubhaft vermitteln: Jude Law und Nicole Kidman sind zwar sehr talentierte Darsteller, zwischen Ada und Inman sprüht jedoch spürbar kein Funke, alles ist rein dekorativ ausgerichtet.
„Dekorativ“ ist das passende Adjektiv für vieles in Cold Mountain: von der exquisiten Besetzung bis in kleinste Nebenrollen, der ausgefeilten Technik, der detailgenauen Ausstattung und Kostümierung bis hin zu den Schauplätzen, die in ihrer Idylle oft seltsam entrückt erscheinen. Manchmal glaubt man sich bei Inmans romantisierten, musikuntermalten Wanderungen durch satte, weite Landschaften fast ins Auenland des Herrn der Ringe versetzt. Wäre nicht die heimtückische Heimatgarde mit ihren gewaltvollen Auswüchsen, das Leben Adas, Rubys und ihrer Nachbarn gemahnte an die Waltons oder an Unsere kleine Farm.
Nichts, was in Cold Mountain geschieht, und mag es rein faktisch noch so schrecklich sein, kann durch einen geschickten dramaturgischen Kniff nicht im nächsten Moment mit einem Schuss Romantik oder burlesker Landmädchen-Komik wieder ad acta gelegt werden. Das ist das eigentlich Unheimliche an diesem unangenehm altmodischen Film - da wirkt selbst die Tristesse und Verzweiflung ungeheuer stylish und somit gefaked.

Fazit: Aufgeblasenes Travestie-Epos um Liebe, Krieg und Leidenschaft, das in seiner selbstverliebten Beschaulichkeit eher frösteln lässt: 4 von 10 zu früh aus dem Film geschiedene, lüsterne Priesterbekanntschaften!

Dominik Rose
20.02.2004

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Bester Film aller Zeiten8%

670 Stimmen
Schnitt: 4.7
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Leser-Kommentare:
Mojo (10.12.06): Der Film war tatsächlich nicht prickelnd, nicht einmal in den Augen eines Liebhabers der amerikanischen Geschichte! Eine vortreffliche Wahl war Jack White als Musiker und dann auch als Freund René Zellwegers. Jedoch ist auch dieser Kommentar keine Verbesserung dieses in gewisser Weise einschläfernden Hollywood(wie schon erwähnt)-Schinkens...
Abigail (06.03.04): Ich persöhnlich denke dass man Bestseller nicht verfilmen sollte! In dem Fall ist der Film jedoch genauso gelungen wie das Buch. Außerdem glaube ich, dass die Liebesgeschichte nur die Rahmenhandlung des ganzen war. Viel mehr spielte das Leben der Menschen im Bürgerkrieg die Hauptrolle.
Dominik (05.03.04): Also, ich fand "21 Gramm" wesentlich romantischer als "Cold Mountain"...
Olaf (04.03.04): Ich will zwar Dominik nicht unterstellen, dass er kein Zyniker ist, aber für Zynismus fehlt in dieser Kritik jawohl der spöttische Unterton. - Aber vielleicht ist für den Romantiker ja auch alles Zynismus was sich nicht schmachtend dahingibt...
Andy (03.03.04): ich ersüare mir die ausführliche Wiederlegung und ziehe nur das Fazit: Eine zynische Kritik, passend zu unserer zynischen Zeit. Gute Nacht.
Chris (03.03.04): Das erste, das ich dachte, als ich aus dem Kino kam war: Wie kann eine Geschichte so subtil und unsentimental erzählt werden und dabei dermaßen unter die Haut gehen? Wie kann ein Film, der auf eine actionreiche Handlung verzichtet und gegen jede Genre-Erwartung verstößt, von der ersten bis zur letzten Minute so fesselnd sein? Wie können Schauspieler, die so zurückhaltend und "leise" agieren, so faszinierend sein? Ehrlich gesagt: Ich habe das Geheimnis auch beim zweiten Sehen noch nicht ganz ergründen können ... aber es muß wohl das gleiche Geheimnis sein, das auch Autor Charles Frazier hat. Was ich weiß ist nur eines: Ich hoffe, irgendwann mal wieder einer so einfühlsamen, warmen, mitreißenden, wunderbaren Geschichte wie Cold Mountain zu begegnen!
Sebastian (02.03.04): Ich hatte mit Unterwegs nach Cold Mountain das gleiche Problem wie mit Minghellas Der englische Patient! Die Haupthandlung finde ich bei beiden Filmen nicht besonders mitreißend und sie berührte mich bei beiden Filmen nicht sonderlich. Dafür finde ich die Nebenhandlungsstränge bei beiden Filmen wirklich gut, mitreißend und diese haben mich auch berührt! Es scheint also wohl am Regisseur zu liegen!
Die Liebesgeschichte zwischen Kidman und Law beinhaltet bis auf eine Szene am Ende ungefähr genauso viel Leidenschaft wie ein Stück Brot und ist demnach für mich so interessant gewesen, wie ein 5-Stunden-Dia-Abend über den Badeurlaub des Nachbarn. Zwischen Kidman und Law sprang, bis auf eine bestimmte Szene am Ende überhaupt kein Funke über.
Gott sei Dank tauchte dann nach einer öden 3/4 Stunde Renée Zellweger auf der Bildfläche auf. Ab da macht der Film Spaß, ist mitreißend und wirklich klasse. Sie hat für ihre Rolle wirklich den Oscar verdient, den sie jetzt bekommen hat, den ohne sie wäre der Film nichts. Philip Seymour Hoffman tut sei Übriges, um den Film zum Guten zu wenden.
Aber da ich ja epische Dramen mit opulenter Ausstattung und jeder Menge Landschaftsaufnahmen liebe, hat Cold Mountain bei mir aus diesem Grund schon einen Pluspunkt! Wenn man jetzt noch die kompletten ersten 45 Minuten wegkürzen würde und den Inhalt stattdessen irgendwie kurz erzählt, wäre der Film wirklich richtig gut!
Fazit: Hätte mit anderer Besetzung des Hauptdarstellerpaares, so gut beide auch sonst spielen mögen, wesentlich besser werden können! Ich gebe 6 von 10 unerfreulichen Kuh-Zersägungen!

Nikolas (20.02.04): man nehme sich irgendein bedeutendes historisches ereignis und drehe es durch den fleischwolf hollywood. mit anderen worten: man verpulvert 100 mio dollar, castet ein paar große stars, inszeniert das ganze mit einer tollen ausstattung, viel bumm bumm, ein paar gags am rande und heraus kommt am ende ein film wie cold mountain...
ab und zu geht so eine rechnung auf (braveheart), in diesem falle aber gar nicht. nicole kidman, die schon mehr als einmal gezeigt hat, dass sie mehr kann als nur schön aussehen, bleibt hier völlig blass. sogar mehr: sie wirkt fast überflüssig und austauschbar! jude law? auch ein toller schauspieler, eigentlich. aber zur geltung kommt auch er hier nicht. die art von held hätte auch jeder andere spielen können. donald sutherland auftritt wirkt wie eine sylvesterrakete: man freut sich über sein erscheinen, aber bevor es dem film wirklich zugute kommen könnte, ist er schon wieder weg. lediglich philipp seymour hoffman, der wohl, egal was er spielt, immer klasse ist und natalie portman, der ein wenig mehr schauspielerischer freiraum gelassen wurde, sind sehenswert. leider aber viel zu kurz.
lediglich renee zellweger vermag nicht nur zu glänzen, sie wird mit ihrem spiel zur einzigen tragenden säule des films und wurde dafür auch hochverdient oscarnominiert! leider bleibt sie der einzige nennenswerte grund, sich den film anzuschauen. und das ist wirklich nicht genug!
ansonsten ist cold mountain ein langweiliger, stereotyper, größtenteils unglaubwürdiger und völlig überkontruierter hollywoodschinken, den man sich getrost sparen kann! okay, es ist auch kein fehler, wenn man ihn denn jetzt sieht im sinne, dass man sich ärgert, aber auch eindeutig kein gewinn...
für die wenigen pluspunkte gibt's noch gerade 4 von 10 zukunftsvisionen im brunnenspiegel

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