Liebe mich, wenn du dich traust
Drama/Romanze, Frankreich/Belgien 2003, 93 Minuten, ab 16
Originaltitel: Jeux d'enfants ; Deutschlandstart: 12.08.2004 (Alamode Film); Regie: Yann Samuell; Produktion: Ève Machuel, Patrick Quinet, Christophe Rossignon; Drehbuch: Jacky Cukier, Yann Samuell; Musik: Philippe Romvi; Kamera: Antoine Roch; Schnitt: Andrea Sedlácková

mit Guillaume Canet (Julien), Marion Cotillard (Sophie), Thibault Verhaeghe (Julien mit 8), Joséphine Lebas-Joly (Sophie mit 8), Gérard Watkins (Juliens Vater), Emmanuelle Grönvold (Juliens Mutter), Laëtizia Venezia Tarnowska (Christelle), Gilles Lellouche (Sergei), Elodie Navarre (Aurélie), Julia Faure (La soeur de Sophie), Frédéric Geerts (Igor), Robert Willar (Julien mit 80), Nathalie Nattier (Sophie mit 80)

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Plot: Julien (Thibault Verhaeghe/Guillaume Canet) und Sophie (Josephine Lebas-Joly/Marion Cotillard) leben in einem Städtchen in Belgien und freunden sich im Alter von acht Jahren per Zufall an. Beide haben unterschiedliche Probleme: Juliens Mutter hat auf Grund von Lungenkrebs nicht mehr lange zu leben und Sophie wird auf Grund ihrer polnischen Abstammung von den anderen Kindern als „Polackin“ beschimpft und gehänselt. Julien hat von seiner Mutter eine Spieldose geschenkt bekommen, die er aber eines Tages Sophie aus Mitleid und zum Trost überlässt, als er sieht, wie sie mal wieder drangsaliert wird. Dieses allerdings nur unter der Bedingung, dass er sie auch ab und zu mal bekommt. Sie schließen einen Pakt, dass immer derjenige, der die Dose haben möchte, etwas dafür tun muss und zwar genau die Aufgabe, die der andere ihm stellt. So muss die achtjährige Sophie auf die Frage der Lehrerin nach Worten mit „B“, mit „bumsen“, „blasen“ etc. antworten. Und das ist eher noch eine lahme Aufgabe zwischen den beiden. Mit der Zeit entwickelt sich aus diesem Mutprobenspiel eine echte und tiefe Freundschaft.
Die Jahre gehen ins Land und mit dem Erwachsenwerden entwickeln sich auch mehr als nur freundschaftliche Gefühle. Doch so sehr sie auch in ihrer Leidenschaft zu dem „Top oder Flop-Spiel“ verbunden sind, ihre Liebe können sie sich gegenseitig nicht eingestehen. Es entstehen die ersten Probleme und ihr Spiel nimmt immer extremere Formen an...

Kritik: Regisseur Yann Samuell ist mit seinem ersten Kinofilm direkt ein Meisterstück gelungen, welches aus der Masse hervorsticht. Liebe mich, wenn du dich traust ist eine nahezu perfekte Mischung aus Komödie, Drama, Romanze und Tragödie gepaart mit einer gehörigen Portion bitterbösem Humor. Dieser Film hat eine originelle Geschichte zu erzählen, ist unter anderem durch die mehr als überzeugenden Darsteller sehr mitreißend geworden und hat obendrein auch eine Seele. Eine wahre Wohltat zwischen den ganzen special-effect-beladenen und meist nicht wirklich überzeugenden Blockbustern, die in der letzten Zeit im Kino liefen.
Anfänglich erinnert der Film durch seinen liebenswerten Erzählstil, der mit skurrilen Ideen und grotesken Kamerafahrten gespickt ist, stark an Die fabelhafte Welt der Amelie. Doch je erwachsener die beiden Protagonisten werden und je mehr sich bei den beiden eine richtige Liebe zueinander entwickelt, desto mehr ändert sich der Stil des Films. Dieser Wechsel vom Kind zum Erwachsenen zeigt der Regisseur durch einen Wandel von einer eher liebeswerten Erzählweise zur kälteren und nüchterneren Stimmung in den Bildern und der Erzählart.

Der Film wird immer frecher mit zum Teil bitterbösem Humor. Das ist eine konsequente und kontinuierliche Entwicklung sowohl im Filmstil als auch in der Handlung und der charakterlichen Entwicklung der beiden Protagonisten. Beide haben sich bei ihrem Spiel nie um die Meinung von anderen geschert und auch nicht darum, ob sie die Gefühle von anderen Leuten verletzen. Auch haben sie in der Kindheit von ihrer Umwelt nie besonders viel liebenswerte Gefühle (außer Julien von seiner Mutter) erfahren und haben sich somit ihre eigene kleinen Welt aufgebaut und in ihr gelebt. Diese können sie aber in der Realität der Erwachsenenwelt nicht mehr aufrecht erhalten. So sind beide (besonders Julien) sehr egozentrisch geworden und nicht in der Lage, ihre wahren Gefühle füreinander auszudrücken. Die nicht gezeigte Zuneigung mündet schließlich in eine fanatische Abhängigkeit, in der beide nur noch verletzend zueinander sind. Ob das bis zum Ende so bleibt, wird hier nicht verraten!
Einigen Zuschauern wird der Film auf Grund seiner vielen miteinander verwobenen Genre- und Stilrichtungen letztendlich zu unentschlossen vorkommen. Ich aber finde diese Mischung von Yann Samuell, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, einfach genial und mit viel Elan umgesetzt. Außerdem schafft es der Regisseur, die Charakterentwicklung von Julien und Sophie kontinuierlich und glaubhaft darzustellen. Was den Film aber vor allem auszeichnet, sind die überraschenden Ideen und Wendungen in der Handlung, mit denen man wirklich nicht rechnet. Samuell bleibt seiner originellen Linie in der Machart auch Gott sei Dank den gesamten Film über treu, denn selbst das Ende ist nicht wirklich so, wie man es bei einer normalen Romantik-Komödie erwarten würde, sondern lässt Freiraum für Spekulationen. Das ist bestimmt nicht für jeden Zuschauer befriedigend, aber mit Sicherheit sehr konsequent und äußerst originell. Mir hat alles wunderbar gefallen!
Übrigens ist der Soundtrack des Films genauso pfiffig wie Handlung und Erzählstruktur: Das wunderbare Lied "La vie en rose" kommt in zahlreichen Versionen im Film vor und gibt somit nebenbei noch ein Indiz für den Zeitverlauf von den achtjährigen bis zu den erwachsenen Protagonisten.

Fazit: Liebe mich, wenn du dich traust ist ein origineller und sehr ungewöhnlicher Film geworden. Die Mischung von liebenswerter Erzählung, Liebesdrama und bitterböser Komödie, erinnert in der ersten Hälfte stark an Amelie und glänzt durch den Erzählstil und die überraschenden Einfälle. Der Film ist Freunden von ungewöhnlichen Storys und gut gemachten Filmen, die eine Seele haben, sehr zu empfehlen. 9½ von 10 perfekten Tyrannen.

Sebastian Schwarzs
15.07.2004

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750 Stimmen
Schnitt: 5.1
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Leser-Kommentare:
An (13.07.13): Dieser Film ist ein rundum gelungenes Kunstwerk. Ich schaue ihn mir so gern an. Glückwunsch und Hochachtung an den Regisseur und das Filmteam.
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